Blaue Hunde – Schön oder krank?
- Posted by Jennifer Lang
- Categories Gesundheit, Zucht
- Date 8. Januar 2023
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Ebay-Kleinanzeigen. Whippet-Welpen in Blue und Blue-fawn werden dort zum Verkauf angeboten. Die Photos sind entzückend und die Farbe auf den ersten Blick etwas ganz besonders. Ohne Hintergrundwissen könnte man leicht schwach werden.
GottseidDank haben mich Kunden um meine weitere Einschätzung gebeten und rasch vom Kauf abgesehen. Aber was steckt dahinter?
Die Farbe Blue und deren Ausläufer sind die Folgen einer – eigentlich unterwünschten – Genmutation.
Genmutationen verändern das genetische Material. Häufig ist ein einzelnes Gen betroffen. Das Auftreten von Mutationen wird häufig in der Züchtung von Haustieren, in unserem Fall Hunden (aus-)genutzt. Bedauerlicherweise bringt die Zucht besonderer optischer Merkmale oft pathogene (krankhafte) Veränderungen mit sich.
Da ist es nicht verwunderlich, dass der besagte “Züchter” keinem offiziellen Windhundverein oder dem VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) angeschlossen ist.
Ein verantwortungsvoller Züchter hat die blaue Fellfarbe niemals als Zuchtziel. Ein seriöser Züchter wird auch nicht mit der Exklusivität dieser Farbe werben!
Die verantwortliche Genmutation für die blaue Fellfarbe ist das Dilute-Gen. Dieses Gen ist für die Intensität der Fellfarbe verantwortlich und kann CDA (Colour Dilution Alopecia = Farb-Mutanten-Alopezie) zur Folge haben. Alopezie bedeutet Haarlosigkeit, Haarausfall oder Fellverlust. Doch es bleibt nicht bei diesen optischen Einschränkungen, sondern bringt weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich.
Das Dilute-Gen zeigt sich bereits bei der Geburt des Welpen an der Fellfarbe, da es eine Verdünnung – also Aufhellung der ursprünglichen Farbintensität zeigt. Das bedeutet, dass ursprünglich schwarzes Fell zu Grau-Blau (Blue) und braunes Fell zu Braun-Silber wird.
Der Welpe scheint zunächst gesund, da die Symptome der CDA erst ab einem Alter von einem halben bis zu zwei Jahren auftreten.
Es kommt zum besagten Haarausfall und infolgedessen zur Haarlosigkeit. Weiterhin entstehen bakterielle Hautentzündungen, welche einen starken Juckreiz auslösen. Regelmäßige Hautekzeme und schlecht heilende Wunden vervollständigen das Krankheitsbild. Das Ausmaß der Erkrankung ist so groß, dass die Lebensqualität des Hundes stark beeinträchtigt ist. CDA ist unheilbar und dauerhaft qualvoll für das Tier. Spätfolgen sind unter Umständen Schädigungen am Herzen und des Immunsystems. Auch das Verhalten des Hundes verändert sich zum Negativen – wie immer, wenn eine dauerhafte körperliche Beeinträchtigung besteht.
Laut der Tierärztekammer Berlin benötigen Hunde mit CDA einen lebenslangen Schutz der Haut vor Sonnenbrand, mechanischen Belastungen und Unterkühlung. Die zu Entzündung neigenden Hautareale müssen durchgehend gepflegt und entsprechend behandelt werden.
Da stellt sich die Frage, warum so eine Verpaarung vorgenommen wird. Bewusst, um mehr Geld verlangen zu können auf Kosten der Gesundheit der Tiere oder unbewusst aufgrund von Unwissenheit?!
Unter den Windhunden ist besonders der Whippet, wie auch das Windspiel gefährdet an CDA zu erkranken.